Goyatz und Königs-Wusterhausen

Wat is en Dampfmaschin?

Um diese wichtige Frage tiefgründig zu erforschen, machten sich am Sonntag, dem 26. Juni 2005
13 Mitglieder unseres Vereins zusammen mit
5 Angehörigen auf den Weg nach Goyatz in Brandenburg am Schwielochsee.  Dort kann man bei Heinz Lange Sammelstücke aus zwei Jahrhunderten – stationär und in Bewegung- bewundern.

Dieser passionierte Sammler hat auf seinem Privatgrundstück erstaunliche Dinge, oft nur mit Hilfe schwerer Technik „zusammengetragen“.  Gleich im Eingangsbereich unter einem Dach (auf neudeutsch: Carport) steht auf selbstgemauertem Fundament eine 13,5 t schwere Dampfmaschine der Fa. Esterer/Altötting, Bayern von 1939: Druck 12 bar und 60 PS.
In einer großen Maschinenhalle fällt unter den vielen Aggregaten vor allem die Einzylinder-Dampfmaschine der Fa. Pauksch aus Landsberg an der Warthe auf. Sie stammt vermutlich aus den Jahren 1910-1915.

Der Probelauf versetzte uns in Staunen, ebenso der Fliehkraftregler mit 2 großen Kugeln.

Im oberen Bereich der Maschinenhalle findet sich an den Wänden eine Vielzahl von technischen Zeichnungen und interessanten Schautafeln,
darunter die Abbildung einer Straßenlokomotive.
Sie wurde um 1898 nach Südwestafrika (heute Namibia) gebracht, um dort die Ochsengespanne zu ersetzen. Leider versank die Maschine beim Transport im Wüstensand. Außerdem hätte der enorme Wasserverbrauch nicht realisiert werden können.  Nun rostet sie in Swakopmund still vor sich hin.
Wir entdeckten riesige Schraubenschlüssel, die einen Fernmeldemechaniker vor Neid erblassen lassen.  Um das alles zu toppen, ließ Herr Lange die Verbund-Dampfmaschine von 2000 PS an. Sie dient der Stromerzeugung und ist verbunden mit einem Polradgenerator, der ca. 1,7 MW leisten kann.

Es ist unglaublich, was dieser Mann an Energie und Mitteln aufgewendet hat, Img_0068um sein anspruchsvolles Hobby zu realisieren.  Bewunderung zollten wir auch der Ehefrau, die solch ein Unternehmen mitträgt.

Zusammenfassen lässt sich dieser beeindruckende Vormittag mit einem Spruch,
den wir in der Maschinenhalle fanden:

Nun brauchten wir erst einmal eine Stärkung. Bei herrlichem Wetter fanden wir Platz an den Gartentischen des „Cafe Am See“. Bruni hätte am liebsten gleich noch den frischen hausgebackenen Kuchen probiert, aber das ließen die reichlichen Mittagsportionen nicht zu. Dafür gab es Spreewaldgurken im Eimerchen zum mitnehmen. Bevor es zum zweiten Etappenort nach Königs Wusterhausen weiterging, prüften wir mit unseren Füßen die Wasserqualität des Schwielochsees.

Königs Wusterhausen ist die Wiege des Rundfunks in Deutschland. Frau Reichmuth vom Förderverein begrüßte uns im Museum des technischen Denkmals „Sender Königs Wusterhausen“ und gestaltete eine interessante Führung durch 85 Jahre Rundfunkgeschichte. Wir erfuhren dass am 20. Dezember 1920 Postbeamte ein kleines Weihnachtskonzert im Stil der Hausmusik erstmals auf der Langwelle übertrugen. Das war also die Geburtsstunde des Rundfunks. Neben einer Nachbildung des ersten deutschen „Rundfunkstudios“ incl. Musikinstrumente sah man Teile von Sendeanlagen der 30er und 70er Jahre, viele verschiedene Radio- und Senderöhren, meist aus Produktionen des WF oder „Hergestellt in der UdSSR“. Wir hörten von Reparationsleistungen an die SU und dem Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg mit dem „Deutschlandsender“ auf Langwelle.
Von ABM-Kräften und Mitgliedern des Fördervereins wurde eine 4 x 6 m große Nachbildung des einstigen „Antennenwaldes“ von Königs Wusterhausen geschaffen.
Aus dem Raum der ehemaligen GWN klangen uns vertraute Geräusche des Vermittlungssystems 50 entgegen.
In der Sammlung der Rundfunkempfänger entdeckte ich eine „Udine II“, die bei meinen Eltern einmal im Wohnzimmer gestanden hatte.

Der Höhepunkt war der Probelauf des 1000-PS-Dieselmotors der Fa. Deutz bzw. des Generators von AEG mit 370 kW bei 6000 V Generatorspannung. Herr Schulz vom Förderverein stellte die als Notstromaggregat genutzte Maschine vor, deren Gesamtgewicht von 72 t auf einem 36 Federelementen gelagerten Fundament von 153 t ruht. Dieser Viertakt-Dieselmotor ist der einzig erhalten gebliebene von fünf Stück, die in den Jahren 1935 – 1937 gebaut wurden, und befindet sich in betriebsfähigem Zustand.

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Vor der Rückfahrt nach Dresden stärkten wir uns nochmals am nahe gelegenen „Turm“ und resümierten einen erlebnisreichen Tag bei wunderschönem Wetter.

Im Jahre 2005 schrieben wir an dieser Stelle, daß das Gelände verkauft und die Räume des Museums gekündigt werden sollen. Seit Ende des Jahres 2005 war das Museum dann auch tatsächlich geschlossen, jedoch haben die Betreiber eine Räumung verwehrt.Ende des Jahres 2006 war es dann endlich soweit. Nach langem Hin- und Her wurde der gesamte Funkerberg von der Telekom an die Stadt Königs-Wusterhausen für einen symbolischen Euro verkauft. Nun besteht die Aussicht, daß dieses schöne Museum noch 2007 wieder eröffnet.

Wir danken allen, die sich an der Unterschriftenaktion beteiligt hatten und empfehlen allen anderen einen Besuch der Sammlung.

Informationen zum aktuellen Stand.

Text: Gisela Schollbach; Bilder Samir Köckritz