Am Sonnabend, den 13. November 2010 war es soweit. Dank Burkhards guter Vorbereitungen und Informationen ging unsere geplante Exkursion diesmal in die ehrwürdige sächsische Industriemetropole.
Recht erwartungsvoll und entspannt trafen sich 20 Mitglieder unseres Vereins, z.T. mit Angehörigen, unter dem „Strick“ im Dresdener Hauptbahnhof, um 8:45 Uhr, wie Einzelne meinten, „mitten in der Nacht“. Der geneigte Leser hat es längst erkannt, wir fuhren diesmal zu unserem Exkursionsziel mit dem Zug. Es war eine angenehme Fahrt durch einen Teil der sächsischen Landschaft, wie dem Tharandter Wald, Freiberg und Flöha. Gegen 10:30 Uhr kamen wir in Chemnitz-Mitte an.
Der erste Exkursionsabschnitt führte uns die Zwickauer Straße entlang in das Fahrzeugmuseum. Hier, in einem denkmalgeschützten Gebäude, eine der ersten Garagenhäuser Deutschlands, besichtigten wir eine Reihe historischer Motorräder, Fahrräder und Personenwagen. Es ist schon bemerkenswert, welche Vielfalt an technischen Finessen bereits an diesen alten Fahrzeugen zu sehen waren. PKW ’s der Typen „Wanderer“ der Autounion und ein komfortabler „Horch“ in Hochglanz, aus den 30er Jahren, gaben der Ausstellung das Gepräge. Aber nicht zu vergessen die Vielzahl an Motorrädern aller Klassen. Der erstaunliche aber grob wirkende Eigenbau eines russischen Privatmannes, welcher aus Flugzeugteilen (!) und anderen Sammlerstücken eine Seitenwagenmaschine gebaut hatte, brachte alle zum Staunen und Schmunzeln. Und das Ding war noch betriebsfähig!
Eine weitere bemerkenswerte Versuchsentwicklung aus den 70er Jahren bestand aus einem Wartburg mit Turbinenantrieb. Er wurde mit Wasserstoffperoxyd vollkommen abgasfrei angetrieben. Der Mitarbeiter des Museums erklärte uns noch viele Details zur Ausstellung, welche hier alle zu nennen, zu weit führen würde.
Gegen Mittag machte sich Hunger bemerkbar. Natürlich war im griechischen Restaurant „Syrtaki“ schon alles vorbereitet. In gemütlicher Runde bei schmackhaftem Essen, mit Ouozo-Schnaps vorher und nachher, ging die Mittagspause zu Ende. Wir hatten ja noch viel vor.
Ein Stück weiter, immer die Zwickauer Str. entlang, erwartete uns das Industriemuseum Chemnitz. In einem imposanten, innen und außen sanierten ehemaligen Industriegebäude in Ziegelbauweise, stand in einem perfekt eingerichteten Museum eine breite Palette sächsischer technischer Industrieexponate bereit. Der angenehm agierende und fachkompetente Museumsführer erklärte uns wichtige Ausstellungseinheiten. Im Foyer präsentierte sich zunächst eine imposante, wuchtig wirkende Dampfmaschine, welche z. Zt. überholt wurde.
Durch die übersichtlich angeordneten Exponate erhielten wir einen Überblick über die Schöpferkraft und den Ideenreichtum sächsischer Erfinder und Unternehmer. Erstaunlich die vielen Spinnereimaschinen, angefangen im Mittelalter bis zur programmgesteuerten neuzeitlichen Maschine. Wir empfanden eine hohe Achtung vor dieser Technik. Waren sie doch in der Lage aus hauchdünnen Fäden Stoffe herzustellen. Besteht doch jedes Stück Stoff, das wir auf dem Leibe tragen, letztlich nur aus solchen einzelnen dünnen Fäden!
Die Chemnitzer Schwermaschinenfabrik Hartmann war natürlich mit einer Vierzylinder- 98er Lok vertreten. Diese Firma baute weit über tausend Lokomotiven. Eine Werkstatt für Metallbau, deren Maschinen über eine zentrale Transmission (Lederriemen) angetrieben wurde, konnte uns funktionstüchtig vorgeführt werden. Auch eine kleine Ecke mit Ausstellungsstücken zur Fernmeldetechnik gab es zu sehen.
Des Weiteren fanden wir ein Triebwerk der legendären 152 (erstes Strahltriebflugzeug Deutschlands) vor. Dieses hochwertige Produkt wurde 1959 in Pirna gebaut und hatte den Namen Pirna 014. Ein Motor der IL 14 war ebenfalls zu besichtigen und durfte angefasst werden.
Auch Hinweise auf die jüngere Geschichte fehlten nicht in der Sammlung. Zum Beispiel Exemplare des guten alten Trabis und ein Ortsausgangsschild „Karl-Marx-Stadt“.
Langsam wurden wir pflastermüde. Gegen17:00 Uhr zogen wir wieder in Richtung Bahnhof. Da etwas Zeit bis zur Abfahrt übrig blieb, schwärmte ein Teil unserer Gruppe in Richtung Stadtzentrum aus. Der andere Teil hatte nicht nur den Wissensdurst gestillt, sondern spülte nun auch in einem Schnellrestaurant am Wegesrand den trockenen Museumsstaub erfolgreich hinunter. Der Zug kam pünktlich und um 20:00 Uhr standen wir wieder auf dem Hauptbahnhof in Dresden. Etwas müde, aber voller neuer Eindrücke „transportierte“ sich jeder nach Hause und freute sich auf das heimische Feierabendbierchen.
Also, nochmals „Danke“ an Burkhard Hollwitz für die perfekte Organisation. Wir können Dir versichern, es war wieder ein toller, schöner Tag für uns alle.
Werner Pohle